Weihnachten ohne Amazon

Sterbende Innenstädte, schlechte Arbeitsbedingungen, Gewerkschaftsfeindlichkeit, Bespitzelung von Mitarbeiter:innen und politischen Gegner:innen, Steuervermeidung und schlechte Löhne trotz Rekordgewinnen: es gibt viele Gründe, dieses Jahr die Weihnachtsgeschenke nicht bei Amazon zu bestellen. Wer noch nicht sicher ist, findet auf dieser Seite zusätzliche Argumente. Und: (nicht nur) in der Pandemie haben viele andere Geschäfte längs nachgezogen. Euer Laden um die Ecke hat Weihnachtsgeschenke ganz ohne Lieferzeiten. In Buchhandlungen könnt ihr Bücher inzwischen schneller bestellen als als Prime-Kunde: morgens bestellt, nachmittags abgeholt. Und wer wegen der Pandemie doch lieber online einkaufen möchte: Andere Onlinehändler zahlen Tariflöhne mit Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Und vielfach hat auch der lokale Einzelhandel inzwischen Onlineshops. Und die zahlen die Gewerbesteuern, aus denen eure Schulen und Kindergärten finanziert werden oder spenden eurem Fußballverein die Trikots für die Jugendmannschaft. Unterstützt dieses Jahr zu Weihnachten einfach mal eure Nachbar:innen und macht die reichste Privatperson der Welt nicht noch reicher!

Krisengewinner Amazon

Amazon steigerte im dritten Quartal 2020 seinen Umsatz um 37 Prozent auf insgesamt 96,1 Milliarden Dollar (82,3 Milliarden Euro) und verdreifachte in der Corona-Krise seinen Gewinn auf 6,3 Milliarden Dollar. Die Aktie des Unternehmens stieg seit Jahresbeginn um 70 Prozent. Das machte Amazon-Boss Jeff Bezos zur mittlerweile reichsten Einzelperson der Welt. Sein Vermögen wurde im August 2020 auf über 200 Milliarden US-Dollar geschätzt. Gleichzeitig hat Amazon laut dem Regionalsekretär der internationalen Dienstleistungsgewerkschaft UNI Global Union, Oliver Roethig „einige der am schlechtesten bezahlten Arbeitnehmer in der EU“.

Amazon vermeidet Steuern

Rekorde macht Amazon nicht nur bei den Gewinnen, sondern auch bei der Steuertrickserei. Jahrelang zahlte der Konzern in den USA trotz Milliardengewinnen überhaupt keine Steuern und erhielt sogar noch Steuerrückzahlungen. Auch innerhalb der Europäischen Union zahlte Amazon dank Steueroasen in EU-Mitgliedstaaten wie Irland, Luxemburg oder den Niederlanden so gut wie keine Unternehmenssteuern. Selbst in Deutschland zahlte Amazon nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr bei Einnahmen von 19,9 Milliarden Euro insgesamt 261 Millionen Euro an den Staat – rechnete dabei aber zur Verschleierung des wirklichen Steuersatzes auch sämtliche Sozialabgaben der Beschäftigten mit ein.

Amazon ist der Lohndrücker der Branche

So brachte es die stellvertretende Geschäftsführerin der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Bezirk Düssel-Rhein-Wupper im Frühjahr in der Westdeutschen Zeitung auf den Punkt. Amazon halte offenbar wenig von gerechter Bezahlung, zahle vielfach nur knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn von 9,35 Euro und bleibe damit deutlich hinter den Tariflöhnen anderer Onlinehändler in Deutschland. „Amazon ist ein Arbeitgeber, der einen großen Teil der Kolleginnen und Kollegen konsequent in befristete Arbeit zu bringen anstrebt“.